Ein Blick in die Agenda zeigt mir, dass der Vorstand in allernächster Zeit einen Vorschlag für die Stücke der nächsten Saison erwartet. Ein weiterer Blick in den Ordner mit gelesenen Stücken illustriert, dass die SPIKO-Mitglieder so viele Stücke gelesen haben, dass ihnen wohl schon schwarz vor den Augen sein muss. Meine Konsultation der Bewertungsbogen weist darauf hin, dass sämtliche Stücke von den einen als sehr gut und von den andern als unspielbar beurteilt wurden. Ich entschliesse mich deshalb, ein anderes Vorgehen zu wählen.
Wir delegieren in einem ersten Schritt die Grobauswahl der Stücke den zukünftigen Regisseuren; diese können dann ihre Lieblingsstücke der SPIKO zur definitiven Auswahl vorschlagen. Das Vorgehen der verschiedenen Regisseure ist ganz unterschiedlich. Die einen lesen selber Texthefte, bis ihnen die Augen brennen, die andern informieren sich in Zeitungen und Zeitschriften über erfolgreich gespielte Stücke, und wieder andere gehen von Theater zu Theater und sehen sich die Produktionen selber an.
Nun suchen wir also für die beiden Produktionen zuerst die Regie, welche uns dann ihre Lieblingsstücke zur Auswahl vorschlagen kann. Dabei taucht allerdings ein weiteres Problem auf: wird ein "Mundart-Klassiker" gespielt oder eher etwas Ungewohntes, Moderneres? Da die letzte Saison finanziell recht erfolgreich war, entschliesst sich die SPIKO trotz warnenden Worten, das Risiko einzugehen und etwas eher Freches zu wählen. Ich bin mir bewusst, dass ich dabei meine Zukunft als SPIKO-Präsident aufs Spiel setze. Aber was solls, die Gage ist sowieso lausig (klar gegen null tendierend), und vielleicht wird in nächster Zeit noch ein Bundesratssitz frei, für den ich kandidieren kann. Bleibt noch die zweite Produktion zu bestimmen. Nach einiger Überzeugungsarbeit gelingt es auch hier, die Regie optimal zu besetzen, welche uns ein gutes Stück vorschlagen kann.
So nun können wir uns für die übernächste Saison vorbereiten.
Autor: Curd Hablützel, Spiko-Präsident und Schauspieler der LBB.